Zu diesem Buch
Hela, eine Ostseehalbinsel in der Danziger Bucht, war Teil eines Systems von Sonderabteilungen der Kriegsmarine. Für Korvettenkapitän Georg Schneider,
langjähriger Kommandeur der als Sonderabteilungen bezeichneten Strafabteilungen, waren die ihm auf Hela unterstellten Männer "die schlechtesten Soldaten"
überhaupt, eine Ansammlung "von Wehrunwilligen, Haltlosen, Böswilligen oder hoffnungslosen Schwächlingen. " Auf der anderen Seite erklärte ein
ehemaliger Angehöriger der Kriegssonderabteilung Ost, der Standort Hela hätte "bei der ganzen Wehrmacht als das gefürchte[t]ste Lager" gegolten.
Der Band Endstation Hela? von Hans-Peter Klausch geht diesem Spannungsfeld nach und bietet eine umfassende Darstellung der Sonderabteilungen der
Kriegsmarine im Zeitraum zwischen 1936 und 1946. Aufgabe der Sonderabteilungen war es, aus "schwer erziehbaren Soldaten" brauchbare Kämpfer zu formieren. Sie
waren zuständig für die Aufnahme "disziplinar schwieriger Elemente", die dort isoliert, "erzogen" und "gebessert" werden sollten – oder aber durch
Kriegsgerichturteil oder eine disziplinarrechtlich verfügte KZ-Einweisung "ausgesondert" wurden. Ähnliche Einrichtungen, die auf dem Gebiet des Disziplinarwesens im
Schnittfeld von Wehrmachtjustiz und Militärpsychiatrie angesiedelt waren, gab es bei Heer und Luftwaffe. Mit dem vorliegenden Band wird nun erstmals für eine der
drei Teilstreitkräfte eine Gesamtdarstellung dieser "Erziehungs-" und Strafeinheiten vorgelegt.
Auf Recherchen aus über 30 Jahren Forschungsarbeit gestützt, gelingt es dem Autor, sowohl die Strukturen des Unterdrückungsapparates offenzulegen, als
auch ein eindringliches Bild vom Alltag in den Sonderabteilungen zu vermitteln – ein Alltag, der durch schwere Misshandlungen bestimmt wurde. Es ist das große
Verdienst Hans-Peter Klauschs mit seiner nun vorliegenden Arbeit dieses bisher vernachlässigte dunkle Kapitel deutscher Marinegeschichte untersucht,
aufgearbeitet und dargestellt zu haben.
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort zur Schriftenreihe · Vorwort · 1 Zur Einführung: Ein Matrose in der Schweiz · 2 Die Marine-Sonderabteilung der Vorkriegszeit
(1936–1939) · 2.1 Die Vorgeschichte (1933–1936) · 2.2 Vom Truppenübungsplatz Stablack (Ostpreußen) nach Altenwalde bei
Cuxhaven (1937–1939) · 3 Marinesoldaten im KZ Sachsenhausen (1939/40) · 4 Die Kriegssonderabteilung Ost auf Hela
(1939–1942) · 4.1 Die Anfänge in Kiel, Kapitänleutnant Georg Schneider und die "Meuterei" vom Oktober/November 1939 · 4.2 Die
Kriegssonderabteilung Ost bis zu ihrer Auflösung im Sommer 1942 · 5 Neuformierung eines Systems der Sondereinheiten der Kriegsmarine
(1942–1944) · 5.1 Hintergründe der Auflösung der Kriegssonderabteilung Ost · 5.2 Exkurs: Das Feldsonderbataillon des Heeres
· 5.3 Das Experiment: Die Marinekompanie beim Feldsonderbataillon des Heeres · 5.4 Die 30. Schiffs-Stamm-Abteilung in Wittmund (1942–1945)
· 5.5 Die 31. Schiffs-Stamm-Abteilung in Windau und die Marine-Einsatz-Abteilung Ostland (1942–1944) · 5.6 Die Marinefeldsonderkompanie (MFSK) auf
Hela – Speerspitze gegen "Disziplinschädlinge" (1943/44) [5.6.1 Arbeit und Hunger – Schläge und Exekutionen; 5.6.2 Die MFSK-Führung vor dem
Kriegsgericht] · 6 Die Ex-Marine-Sondersoldaten im KZ Stutthof (1940–1945) · 7 Das Ende der Marine-Sonderabteilungen im Westen und auf
Hela 1944/45 · 8 Sühne in der Nachkriegszeit? · 9 Schlussbetrachtung · Quellen- und Literaturverzeichnis [Archivalien;
Literatur] · Abkürzungsverzeichnis · Abbildungsnachweis