Zu diesem Buch
Anders werden? Die eigene Konfession oder gar die Religion wechseln? Fragen, die heute besonders durch Konversionen zum Islam Aufsehen erregen. Doch von der
Reformation bis zum Ersten Weltkrieg waren es insbesondere innerchristliche Religionswechsel, die in katholischen wie lutherischen Gemeinden Befremden erregten sowie mit
öffentlichen Bekenntnissen – genannt Konversionserzählungen – Gegenschriften oder Anschuldigungen und Verteidigungen die Gesellschaft
beschäftigten.
Als Mitglieder der DFG-Forschergruppe "Selbstzeugnisse in transkultureller Perspektive" haben Gesine Carl und Angelika Schaser Konversionen vom 17. bis zum
20. Jahrhundert untersucht. Der vorliegende Band präsentiert neun biografische Skizzen von Konvertitinnen und Konvertiten aus dem deutschsprachigen Raum, sowie
Auszüge aus deren Konversionserzählungen.
In den Beiträgen werden Selbstbildnis und Erfahrungen der Konvertierten, ihre Begründungen für den Religionswechsel, sowie die Reaktionen ihres Umfelds,
der ehemaligen als auch der neuen Religionsgemeinschaft, auf die Konversion erkundet. Während unter den Konvertierten in der Frühen Neuzeit mehrheitlich ledige,
gebildete Männer zu finden sind, lassen die Kurzbiographien im 19. Jahrhundert eine stärkere soziale Differenzierung erkennen. Besonders Mehrfachkonvertiten
sahen sich zu ausführlichen Begründungen ihrer Entscheidung verleitet.
Mit ihren Untersuchungen liefern die Autorinnen die Grundlagen und erste Ergebnisse in einem bislang wenig erforschten Feld. Es wird gezeigt, dass Konversionsberichte nicht
nur Rückschlüsse auf das Personenkonzept der Konvertitinnen und Konvertiten erlauben, sondern auch auf mit der Konversion verbundene gesellschaftliche Debatten
ihrer Zeit.
Inhalt
Vorwort
Gesine Carl, Angelika Schaser
Konversionsberichte des 17. bis 19. Jahrhunderts als Selbstzeugnisse gelesen. Ergebnisse und Forschungsperspektiven
Gesine Carl
Katholik – Lutheraner – Katholik. Rechtfertigungsstrategien und Selbstentwürfe in den Konversionserzählungen von Johannes Ferdinand Franz
Weinberger (1687/1690)
Johannes Ferdinand Franz Weinberger: Textauszüge aus Mortuus Resuscitatus (1687) und Verè Mortuus, Verè Resuscitatus (1690)
Gesine Carl
"Drumb Gönner! gönne mir die Milde deiner Gab’n ...". Die Konversionserzählung Andreas Wangautzkys (1689) als Instrument der Lebenshilfe
Andreas Wangautzky: Textauszüge aus Revocatio Sincera (1689)
Gesine Carl
Mit dem Wanderstab durch die Wüste. Die Konversionserzählung Johannes Ignatius Wittibars (1701)
Johannes Ignatius Wittibar: Textauszüge aus Geistlicher=Wanderstaab (1701)
Gesine Carl
"… von Gott wunderbahrer Weiß beruffen worden". Die Konversionserzählung Joseph Jörgers (1710)
Joseph Jörger: Textauszüge aus Motiva, oder Haubt=Ursachen (1710)
Angelika Schaser
"Glut im Herzen, Eis im Kopf". Zur Konversion von Ida Gräfin von Hahn-Hahn (1850)
Ida Gräfin von Hahn-Hahn: Textauszüge aus Von Babylon nach Jerusalem (1851)
Angelika Schaser
Endstation "poetisches Heidentum". Georg Friedrich Daumer als Suchender (1858)
Georg Friedrich Daumer: Textauszüge aus Meine Conversion (1859)
Angelika Schaser
Konversionserzählung in Gedichten.Zur Konversion der "Sängerin des heiligsten Sakraments" Cordula Wöhler (1870)
Cordula Wöhler (Cordula Peregrina): Textauszüge aus Aus Lebens Liebe, Lust und Leid (1898)
Angelika Schaser
Heimatlos in Zwischenwelten. Die Konversion der Frauenrechtlerin und Wissenschaftlerin Elisabeth Gnauck-Kühne zum Katholizismus (1900)
Elisabeth Gnauck-Kühne: Textauszüge aus Handschriftliche Aufzeichnungen zum Glaubenswechsel
Angelika Schaser
Katholischer Propagandaprofessor an protestantischer Universität? Zur Konversion des Historikers Albert von Ruville (1909)
Albert von Ruville: Textauszüge aus Zurück zur heiligen Kirche (1910)
Verzeichnis der Abbildungen und Bildunterschriften
Bildnachweis