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Ratschläge für Patienten, die an einer Schizophrenie leiden, und für ihre Angehörigen
Detlef Bunk
Zur Psychologie des schizophrenen Problemlösens
1991. 270 S., 21 x 14,8 cm
Kartonierte Ausgabe: ISBN 978-3-924517-45-8, € 42,80 (vergriffen)
Vergriffen, keine Neuauflage

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Zu diesem Buch
Der Ansatz dieser empirisch vergleichenden Untersuchung von Detlef Bunk ist gegenüber bisherigen Forschungen durch drei Innovationen gekennzeichnet:
– Theoretisch wird Problemlösen im Rahmen einer systemischen Betrachtungsweise untersucht. Im Mittelpunkt stehen nicht separate Informationsverarbeitungstrategien, sondern die Organisation mehrerer kognitiver und affektiver Subsysteme der Gesamtperson. Das Planen und Reflektieren als die höchst organisierten personalen Prozesse beim Problemlösen werden in einem rekursiv arbeitenden System modellhaft dargestellt, das sowohl erfolgreiches Problemlösen als auch diverse Formen des Scheiterns über positive Rückkopplungen von entsprechenden Anfangsparametern aus erklärt. Die integrative Betrachtung führt hier also weg von den Modellen schizophreniespezifischer Informationsverarbeitung zur Annahme eines Kontinuums gradueller Variationen eines allgemeinen Problemlösemodells.
– Empirisch wird Problemlösen in einem Arrangement untersucht, welches in Analogie zu "unstrukturierten Alltagssituationen" steht. Die Komplexität solcher Situationen entsteht dadurch, dass ihre zielführenden Eigenschaften und Merkmalsrelationen undurchschaubar – "intransparent" – sind. Operationsabsichten und Teilziele müssen selbstständig rangiert werden. Zur Komplexität trägt bei, was der Autor die Trifokalität nennt: Der Problemlöser befindet sich nicht nur mit der problematischen Sachlage in Konflikt oder im Widerspruch, sondern er ist sogleich mit einer konflikthaften sozialen Situation konfrontiert. ICH, DU und ES bilden ein Konfliktdreieck, dessen Balancierung dadurch erschwert ist, dass die Lösung des personalen Konfliktes die des sachlichen sogleich voraussetzt – eine Konstellation, die der kognitivistischen Blickverengung in der Psychologie des Problemlösens bisher zum Opfer gefallen ist.
– Ausgehend von einem auf das Subjekt bezogenen Informationsbegriff wird am Problemlösen der Aspekt der Informationserzeugung operationalisiert. Untersucht werden die erkenntniserzeugende – "heuristische" – Aktivität des Problemlösers und die davon abhängigen Strukturmerkmale seines produzierten Lösungsprozesses. Es wird der Frage nachgegangen, wie der Problemlöser durch Fragen und Beurteilungen seiner Operationsabsichten zielführende Mittel-Zweck-Beziehungen entwickelt. Gegenüber zahlreichen zitierten und referierten Arbeiten verlässt der Autor die Tradition, nur Auffälligkeiten der Informationsverarbeitung nachzuweisen, sondern prüft ein allgemeines Modell der Informationsproduktion, die sowohl ein Scheitern als auch einen Erfolg implizieren kann.
Die systemische Betrachtung der kognitiven Prozesse der Informationserzeugung in Problemlösesituationen legt nahe, ein integratives Konstrukt zu verwenden, in welchem die durch die Problembegegnung ausgelösten motivationalen, affektiven und operationalen Prozesse zusammenhängend beschrieben werden können. Dazu wird das Dörner'sche Konzept der kognitiven Notfallreaktion bei Kontrollverlust (NRK) benutzt. Daraus wird abgeleitet, dass schizophrene Denkstörungen als NRK beschrieben werden können: Bei zunehmendem Kontrollverlust sinken Kohärenz und Strukturiertheit der Informationserzeugung.
Mit aufwendigen statistischen Verfahren werden nicht nur die Gruppenunterschiede im Problemlöseverhalten von psychotischen, neurotischen und gesunden Jugendlichen, sondern auch kausale Zusammenhänge des allgemeinen systemischen Modells geprüft.
Die Ergebnisse zeigen unter anderem, dass die Fähigkeit, komplexe Problemlösesituationen zu bewältigen, nicht nur unabhängig von Intelligenztestleistungen ist, sondern eng mit dem durch die Problemsituation ausgelösten Motiv der Selbstsicherung verknüpft ist. Damit wird deutlich, dass affektive Prozesse wesentliche Modulatoren des Lösungserfolgs sind. Obwohl auch bei Gesunden zu beobachten, gewinnen sie bei psychotischen Störungen besondere Bedeutung.
Die Arbeit liegt an der Schnittstelle der Forschungsbereiche von Allgemeiner und Klinischer Psychologie und ist nicht nur für den dort tätigen Grundlagenforscher bedeutsam. Sie bietet gleichermaßen wichtige Anregungen für den wissenschaftlich interessierten systemischen Psychotherapeuten – kann doch eine Gruppen- oder Familientherapie als eine komplexe Problemlösesituation aufgefasst werden, in der neue Informationen zu erzeugen sind. Dem klinisch-psychiatrischen Praktiker im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie werden neue Impulse für die Therapie dieser speziellen Patientengruppe gegeben.
Der Inhalt
1 Problemstellung · 2 Begriffsdefinitionen · 3 Der theoretische Ausgangspunkt · 4 Gegenstand und Hauptfrage der Untersuchung · 5 Regelkreismodell und Annahmen über den Problemlöseprozess · 6 Untersuchungsmethodik · 7 Die drei zentralen Utnersuchungsfragen · 8 Prüfung der Gruppenunterschiede: Variablendefinitionen, Hypothesen, Versuchsdesign, statistische Verfahren und Ergebnisse · 9 Konstruktvalidierung: Methodik, Bestimmung der Kernvariablen, statistisches Rechenmodell und Ergebnisse · 10 Die Versuchsgruppen und die kognitive Notfall-Reaktion (NRK): Der NRK-Wert, die Motivation der Vpn und die Diskriminanzanalyse mit dem NRK-Typ · 11 Symptomatik und Problemlöseverhalten, Verhaltensbeschreibungen der Vpn mit extremen NRK-Werten · 12 Diskussion · 13 Zusammenfassung · 14 Literaturverzeichnis · Anhänge