Zu diesem Buch
Das geschichtswissenschaftliche Studium
steht vor einem Umbruch. Neben den äußeren Anforderungen, die die allgemeine Hochschulreform mit sich bringen wird, werden aus dem Fach selbst die Stimmen
lauter, die eine stärkere Einbindung berufsbezogener Elemente befürworten, und zugleich gilt es, die durch die neuen Medien sich anbahnenden Veränderungen
in Forschung und Lehre aufzuarbeiten.
Für die notwendige Diskussion in den Gremien, unter Fachkollegen und in der Studentenschaft will dieses Buch als Katalysator wirken. Dazu hat der Herausgeber
Wolfgang Schmale 23 Beiträge von Fachkolleginnen und -kollegen aus Politik, Wissenschaftsorganisationen, der beruflichen Praxis, den Universitäten und dem
Kreis der Studierenden vereint. Sie geben ein lebhaftes Bild von den hochschulinternen Bemühungen zur Modernisierung des Geschichtsstudiums, von den
gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen für eine Reform und von den beruflichen Perspektiven der heutigen Studierendengeneration.
In fünf Abteilungen geben die Autorinnen und Autoren einen Einblick in Gegenwart und Zukunft der geschichtswissenschaftlichen Reformperspektiven.
Gesellschaft und Geschichtsstudium
trägt der Überlegung Rechnung, dass keine Reformdiskussion an der gesellschaftlichen Rückbindung eines Faches vorbeigehen sollte. Auch wenn immer wieder
behauptet wird, der Geschichtszunft mangele es an Selbstreflexion und Interesse für die Geschichte des Faches selbst, so scheint doch eher die politische Diskussion um
die Universitäten einer Erinnerung an dieses Prinzip zu bedürfen.
Geschichtsstudium und Lebenswelt
arbeitet das Selbstverständnis auf, mit dem heute das Studium der Geschichtswissenschaften betrieben wird (oder werden sollte). Dies berührt nicht nur Fragen der
Studienorganisation, sondern auch die inhaltliche Prägung des zukünftigen Geschichtsstudiums.
Geschichtsstudium und berufliche Praxis
beleuchtet einerseits den Arbeitsmarkt für Akademiker (auch unter dem europäischen Gesichtswinkel) und stellt andererseits beispielhaft Berufsfelder für
Historiker vor. Neben der Klärung des jeweiligen Berufsfeldes, seiner Chancen und Risiken, steht die Frage nach notwendigen Veränderungen im Geschichtsstudium
zur besseren Vorbereitung der späteren beruflichen Praxis.
Neue Aufgaben und Neue Medien
werden von den Historikern zu bewältigen sein. Die Probleme der Politikberatung akzentuiert der Beitrag des Bundespräsidenten. Die Veränderungen von
Forschung, Lehre und Studium durch Internet, CD-ROM & Co. beleuchten Beiträge aus der universitären Praxis.
Konzepte und Experimente in der Hochschul- und Bildungspolitik
geben einen Eindruck von gegenwärtig schon praktizierten Bemühungen, das Geschichtsstudium den neuen Anforderungen am Ende unseres Jahrhunderts
anzupassen. In ihnen zeichnet sich die zukünftige Komposition des Studienfaches Geschichte ab. Gerade was den experimentellen Teil der Reform des Faches Geschichte
angeht, hat sich bereits sehr viel getan. Mit feststellbaren Ergebnissen, die z. T. bisher nur einem begrenzten Publikum bekannt sind.
Die Beiträge
Winfried Schulze
Geleitwort
Wolfgang Schmale
Einleitung
1 Gesellschaft und Geschichtsstudium
Wolfgang E. J. Weber
Geschichtsstudium im 19. und 20. Jahrhundert
Matthias Middell, Hans-Martin Moderow
Geschichtsstudium in Leipzig zwischen Damals und Heute
2 Geschichtsstudium und Lebenswelt
Richard Heigl
Akkulturationen und Kulturtransfers: Studium im In- und Ausland
Marco Keller
Lebensweltlich relevante Studieninhalte
Rolf Felbinger
Konsumhaltung und Arbeitnehmermentalität. Über den Stellenwert, den ein geisteswissenschaftliches Studium in der individuellen Biographie einnehmen kann
3 Geschichtsstudium und berufliche Praxis
Ulrich Karpen, Manuela Freund
Berufsfeld akademische Lehre und Forschung
Wilhelm Grabe
Der "Berufshistoriker" und die "Geschichtskultur auf dem Land"
Helmut Gabel
Gesellschaft und 'historisches Gedächtnis': Archivwesen im Wandel
Michael Becker
Zum Beruf des Verlagslektors – Historiker in wissenschaftlich-historischen Verlagen
Ulrich Karpen
Ein europäischer Arbeitsmarkt der Wissenschaft
4 Neue Aufgaben und neue Medien
Roman Herzog
Überlegungen zum Verhältnis von Wissenschaft und Politik
Werner Bergmann
Multimediale Gesellschaft – Geschichtsstudium multimedial und computergestützt
Gudrun Gersmann
Die Französische Revolution per Mausklick? Überlegungen zum Einsatz von CD-ROMS im Geschichtsstudium
Gregor Horstkemper
Digitalisierung und Internet: Neue Perspektiven für das Geschichtsstudium?
5 Konzepte und Experimente in der Hochschul- und Bildungspolitik
Hans-Gerhard Husung
Evaluation der Lehre im Fach Geschichte
Herbert Mehrtens
Die Selbstevaluation der Lehre als Experimentalsystem
Stefan Fisch
Lehr- und Prüfungserfahrungen an einer 'anderen' Hochschule
Astrid Steger, Detlef Markmann, Irmhild Wojak
Studieren lernen ... Reformmodell zur Neustrukturierung des Magisterstudiums an der Ruhr-Universität Bochum
Dorothea Bessen, Heinrich Theodor Grütter
Das Historische Praktikum
Bruno Zimmermann, Sabine Mönkemöller
Graduiertenkollegs: Eine Zwischenbilanz
Ludolf Kuchenbuch, Thomas Sokoll
Geschichtswissenschaft im Fernstudium. Ein Bericht aus der FernUniversität/Gesamthochschule in Hagen
Matthias Middell
Doktorandenausbildung in Form interdisziplinärer Promotionskollegs
Ulrich Menzel
Die Kooperation mit Industrieunternehmen am Beispiel des Historischen Seminars der TU Braunschweig und der Volkswagen AG Wolfsburg, Bereich Forschung, Umwelt und
Verkehr