Zu diesem Buch
Mit Inkrafttreten des deutschen Einigungsvertrages wurde ein Transformationsprozess eingeleitet, für den das Paradigma ‘vom Plan zum Markt’
strukturgebendes Konzept wurde. Wirtschafts-, sozial-, gesellschafts- und bildungspolitisch wurde für dieses Konzept die berufliche Weiterbildung als ein
maßgebliches Transformationselement definiert. Dies implizierte zwangsläufig die Auflösung der Strukturen der beruflichen Aus- und Weiterbildung der DDR. Die
Leistungen der beruflichen Weiterbildung in der und für die Transformation, ihre programmatischen Leitformeln sowie die Ausgangspositionen am Beginn der Transformation
werden in dieser Dissertation beschrieben und kritisch analysiert.
Die im Rahmen des Forschungsverbundes QUEM entstandene Studie weist anhand bildungspolitischer und bildungsprogrammatischer Zielformulierungen, methodischer und
didaktischer Konzepte sowie curricularer Grundsätze nach, dass zwischen der Qualität der ost- und der westdeutschen beruflichen Aus- und Weiterbildung erhebliche
Unterschiede nicht bestanden und eher Nähen, hier Kontinuitäten genannt, als gravierende Differenzen (Diskontinuitäten) zu konstatieren sind.
Materielle Grundlage der Untersuchungen waren u. a. die erstmalige systematische Auswertung der Zeitschrift "Forschung der sozialistischen Berufsbildung" und der
sekundäranalytische Vergleich von Strukturen, Methoden und Zielen von acht Berufsfeldern.
Die der beruflichen Weiterbildung in der Transformation durch das Arbeitsförderungsgesetz zugewiesene prägnante Integrationsfunktion machte es aus
erziehungswissenschaftlicher Sicht zwingend, mittels spezifischer Trägeranalysen, anhand von Gruppendiskussionen mit Bildungspersonal, mit qualitativen und
quantitativen Instrumenten wie Tiefeninterviews, standardisierten Teilnehmerbefragungen und offenen schriftlichen Befragungen die Beobachtungsergebnisse mit den Intentionen
der Weiterbildungsoffensive abzugleichen: Während die beteiligten Akteure ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen konnten, wies das politische Konzept "vom
Plan zum Markt" erhebliche Steuerungsdefizite auf.
Der Inhalt
1. Transformationstheorien, Modernisierungspostulate und transformatorische Praxis als Orientierungs- und Gestaltungsrahmen für berufliche Weiterbildung im Prozeß
der ‘Wiedervereinigung’ · 2. Curriculare und didaktisch-methodische Aspekte von beruflicher Aus- und Weiterbildung im Transformationsprozeß:
Kontinuitätslinien zwischen der Berufspädagogik, der Ausbildungsprogrammatik und der Ausbildungspraxis in beiden deutschen Staaten · 3.
Kontinuitäten und Diskontinuitäten zwischen der beruflichen Weiterbildung in der DDR und der beruflichen Weiterbildung in den neuen Bundesländern im
Prozeß der Transformation · 4. Reorganisationsprozesse in der beruflichen Weiterbildung: Institutionalisierungs- und Trägeranalysen unter Anpassungs-,
Kooperations- und Entwicklungsaspekten · Zur professionellen Erfahrung von Weiterbildnern in der Transformationsphase und zur Arbeitslosigkeit als Kontext und
zentrales Thema der beruflichen Weiterbildung in den neuen Bundesländern