Die Reihe Selbstzeugnisse des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit beschäftigt sich mit Quellengruppen, deren gemeinsames Merkmal bisher jenseits der
Grenzen herkömmlicher Quellengattungen liegt: Selbstzeugnissen – Quellen, in denen eine Person über sich, ihre Zeitgenossenschaft und vielleicht auch ihre
geschichtliche Vergangenheit willentlich oder beiläufig Auskunft gibt – können schriftliche oder bildliche Quellentypen verschiedenster Art und
Gattungszugehörigkeit sein. Selbstzeugnisse lassen mit historischen Verläufen mehr oder minder befasste oder in ihnen verhaftete Personen erzählend,
abbildend oder spiegelnd zu Wort kommen. Sie bieten mikrohistorische Perspektiven und Einsichten aus dem Blickwinkel der Quellen.
So offen mithin der Bereich der Quellen sowie ihrer vielfältigen methodischen Anforderungen und Interpretationsmöglichkeiten ist, so weit gefasst ist der Rahmen der
beteiligten kulturwissenschaftlichen Disziplinen, die Quellen als Selbstzeugnisse untersuchen können: Er reicht von den Geschichtswissenschaften über die
Philologien, Philosophie und Theologie bis zu den Kunstwissenschaften. Selbstzeugnisse zu erforschen, bedeutet daher auch, neue Fragen an Quellen zu stellen, die anders
ausgerichteten Analysen bereits unterlagen oder sich ihnen anbieten.
Die Reihe wird Quellen und Darstellungen zu Selbstzeugnissen des langen Mittelalters und der früheren Neuzeit versammeln. Sie kann Ausgaben und Studien zu
Zeugnissen der Spätantike ebenso aufnehmen wie zu solchen der beginnenden Neuzeit. Als chronologische Grenze soll die Zeit des sog. Dreißigjährigen
Krieges gelten. Die Reihe möchte transdisziplinär ein Forum bieten, die Formierung und im weitesten Sinne historisch-anthropologische Erforschung eines
Quellenfeldes voranzutreiben, das in Teilen neu zu entdecken ist, zu anderen Teilen hingegen neuorientierte Zugänge zu Quellen und Fragen des historischen Umgangs
eines Ich mit sich selbst bedeuten soll.